Das KGB-Gefängnis in Potsdam

Es gibt Orte in und um Berlin, die als Symbole einer Schreckenszeit dienen und die Erinnerung wachhalten, um zu mahnen. Das KGB-Gefängnis in Potsdam gehört dazu.

Schon der Zustand des Hauses in der Leistikowstraße 1 in Potsdam zeigt eine geradezu deprimierende Trostlosigkeit. Der Putz an dem 1916 errichteten Gebäude blättert ab, die Fassade ist bräunlich-fleckig und gezeichnet von den Jahrzehnten, seit aus dem Pfarrhaus der evangelischen Kirche ein Militär-Gefängnis wurde. Der neue, selbst nur in schlichtem Sichtbeton gehaltene Informationspavillon daneben wirkt dagegen geradezu fröhlich. Die Tristesse des ehemaligen Gefängnisses ist gewollt, denn der Schrecken und das Grauen sollen nicht durch neue Farben und Baumaterialien übertüncht werden. So finden sich in den Zellen nach wie vor eingeritzte Nachrichten der Insassen wie etwa diese: „Irmgard Gimperlein. geb. 14.4.33 Todesstrafe 10.7.52“. Die Krankenschwester, wegen angeblicher Westspionage verurteilt, hatte Glück. Nach Moskau deportiert, wurde das Todesurteil in 15 Jahre Gulag umgewandelt, wobei sie nach drei Jahren wieder zurück nach Deutschland durfte. Von rund 80 anderen Häftlingen ist jedoch belegt, dass im Potsdamer KGB-Gefängnis erlassene Todesurteile noch in Deutschland oder in der Sowjetunion vollstreckt wurden.

Von 1945 an bis 1955 wurden im KGB-Gefängnis in Potsdam Deutsche, Russen und auch Personen anderer Nationalitäten festgehalten, verhört und in der nahe gelegenen Kapelle, zum Gerichtssaal umfunktioniert, abgeurteilt. Dabei waren 20 oder 25 Jahre Gulag-Aufenthalt in Sibirien als Urteil keine Seltenheit, wobei nur wenige so viel Glück wie die Krankenschwester hatten. Von 1955 an waren es dann aufgrund des neu abgeschlossenen Staatsvertrages zwischen der DDR und der UDSSR nur noch Russen, die in Potsdam in Untersuchungshaft kamen.

KGB-Gefängnis bis zum Mauerfall

Im Gegensatz zu allen anderen Gefängnissen der Besatzungsmächte nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Gefängnis in der Leistikowstraße bis in das Jahr 1991, bis zur Auflösung des KGB, in Betrieb. Drei Jahre später zogen die russischen Truppen aus Potsdam ab und gaben das Gebäude an den ursprünglichen Eigentümer, den Evangelisch-Kirchlichen-Hilfsverein, zurück.

Es bildete sich eine Bürgerinitiative und immer mehr ehemalige Häftlinge, nicht nur aus Deutschland, wollten den Ort sehen, an dem sie oft monatelang eingesperrt waren, nur einen Blecheimer als Toilette hatten, bei den Verhören gefoltert oder in den Karzer, ein 50 x 50 cm großer Raum, gesperrt wurden. In Gefängniszellen, in denen Tag und Nacht Licht brannte und deren Fenster verdunkelt waren. Gefangene wurden grundsätzlich nur nachts an- oder abtransportiert, weshalb selbst ehemalige Häftlinge, die später in Potsdam lebten, nicht wussten, wo der Ort ihrer Marter war.

Heute eine Gedenkstätte

Eigentlich ist das Potsdamer Viertel „Am neuen Garten“ eine gehobene Wohngegend und das marode Gefängnisgebäude passt so gar nicht in die Umgebung moderner Vorstadtvillen. Darum musste die Bürgerinitiative gegen heftige Widerstände ankämpfen, um das Gebäude in seinem ursprünglichen Zustand zu erhalten. Letztlich haben sich aber auch das Land Brandenburg und der Bund für den Erhalt und die Einrichtung einer Gedenkstätte ausgesprochen.

Wer von Berlin aus das Gebäude besichtigen möchte, ist beispielsweise vom Hauptbahnhof Berlin mit der S-Bahn 7 rund eine Stunde unterwegs. Auch mit dem Auto dauert es gut eine Stunde, bis das Ziel in der Leistikowstraße 1 erreicht ist. Die Gedenkstätte ist von Dienstag bis Sonntag täglich von 14-18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Gruppenführungen bis 19 Personen, von Dienstag bis Sonntag von 10-18 Uhr, kosten nach Voranmeldung 55 Euro, für Schüler, Azubis und Studierende 25 Euro pro Gruppe.

Oktober 2019

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